Pressemeldung

Kooperationen, die bilden und bewegen

Der Landessportbund Hessen (lsb h) und das Hessische Kultusministerium (HKM) haben am Dienstag fünf Sportvereine für ihre vorbildhafte Zusammenarbeit mit Schulen ausgezeichnet. Die Plätze eins bis fünf des „Kooperationspreises Sportverein und Schule“ gingen an den TV 1891 Babenhausen, den DTV „Die Kängurus“, den TV 1890 Breckenheim, den TSV 1859 Schotten und den Basketballclub Marburg.

Der mit 4.000 Euro dotierte Preis ist Teil der Kampagne „Sport bildet und bewegt – in Schule und Verein“, die der Landessportbund 2017 ins Leben gerufen hat. „Dass Sport bewegend ist, gehört zum Allgemeinwissen. Sport leistet aber auch einen wichtigen Bildungsbeitrag – weit über die Vermittlung von Werten hinaus. Zahlreiche Studien beweisen, dass sich Bewegung nicht nur auf die körperliche, sondern auch auf die kognitive Leistungsfähigkeit von Kindern positiv auswirkt. Mit unserer Kampagne möchten wir dieses Wissen in die breite Öffentlichkeit tragen“, erläuterte Prof. Dr. Heinz Zielinski, Vizepräsident Schule, Bildung und Personalentwicklung des lsb h, bei der Preisverleihung. Wichtiger Bestandteil davon sei der Kooperationspreis.

Denn: „Sportverein und Schule, das sind heute im Idealfall zwei Seiten derselben Medaille, die sich sehr gut ergänzen. Die Zusammenarbeit beider ist gerade in Zeiten von stetig wachsenden Ganztagsangeboten unabdingbar für den Erfolg der Angebote in der Schule, aber selbstverständlich  auch im Verein. Die heute ausgezeichneten fünf Sportvereine bzw. die Modelle der Kooperation von Sportvereinen und Schulen haben daher eine Leuchtturmfunktion in der hessischen Bildungslandschaft und laden geradezu zum ‚Nachmachen‘ ein“, erklärte Hessens Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz.

Die wissenschaftlichen Hintergründe erläuterte im Rahmen der Preisverleihung der Neurobiologe Dr. Max Happel vom Magdeburger Institut für Neurophysiologie. Unter dem Titel „Das aktive Gehirn“ zeigte der Wissenschaftler den rund 90 interessierten Zuhörern auf, wie Bewegung das Lernen beeinflusst – und warum die Arbeit der Preisträger deshalb so wichtig ist.

 

Erster Platz: TV 1891 Babenhausen (Sportkreis Darmstadt-Dieburg)

Der TV 1891 Babenhausen kooperiert seit 1991 mit der Edward-Flanagan-Schule (Förderschule), seit 1992 mit der Joachim-Schumann-Schule (IGS) sowie seit 2000 mit der Grundschule im Kindergarten.  Kultusminister Lorz bezeichnete den ersten Sieger in seiner Laudatio deshalb als „Vorreiter und Vorbild“: „Vor mehr als 25 Jahren ist der TV 1891 Babenhausen seine erste Schulkooperation eingegangen. Die positiven Erfahrungen, die der Verein, die drei beteiligten Schulen und vor allem die Schüler in dieser Zeit gesammelt haben, zeigen, dass Kooperationen gewinnbringend sind und keineswegs nur ein nötiges Übel in Zeiten von Ganztagsschulen“, so der Minister. Er lobte den Verein für seine große Bandbreite an sportlichen und Bildungsangeboten.

Die Jury hatte in ihrer Begründung die hohe innovative Kraft sowie die Nachhaltigkeit der Kooperationen hervorgehoben. So bietet der Verein aus dem Sportkreis Darmstadt-Dieburg nicht nur Arbeitsgemeinschaften am Vor- und Nachmittag an. Er stellt für die Schüler der Joachim-Schumann-Schule auch Betriebs- und Sozialpraktikumsplätze zur Verfügung. An der Grundschule unterstützen FSJ-Kräfte des Vereins jegliche Sportstunden, außerdem ermöglichen qualifizierte Übungsleiter den Viertklässlern eine zusätzliche Sportstunde pro Woche. Den Schwimmunterricht der Schüler gestalten Lehrer und Übungsleiter gemeinsam. „Diese Beispiele zeigen, wie eng und vertrauensvoll Schulleitung, Schulverwaltung und Verein zusammenarbeiten. Es ist die gegenseitige Wertschätzung, die diese Kooperation so erfolgreich macht“, zeigte sich der Kultusminister überzeugt.

Mit seinem breitgefächerten Angebot – von Ballspielen über Wassergewöhnung bis zum Einradfahren – wecke der Verein Lust auf Vereinssport. Der TV 1891 Babenhausen setzt dabei auf eine breitensportliche Ausrichtung. Ziel des Vereins ist es, ein Zeichen gegen Bewegungsarmut zu setzen und vor allem sozial schwachen Schülern und Schülern mit Migrationshintergrund einen Zugang zum Verein zu ermöglichen. Hervorragend ausgebildete Übungsleiter, die ihr fachspezifisches Wissen regelmäßig an die Lehrkräfte weitergeben, sowie die Möglichkeit auf Beitragsbefreiung tragen hierzu bei. Zudem unterstützt der Verein die Schulen bei der Durchführung von Projektwochen und Schulfesten – und das seit einem Vierteljahrhundert. Die Kooperation ist aber nicht nur aufgrund ihrer zeitlichen Länge absolut nachhaltig: Sie steht durch die Nutzung unterschiedlicher Fördermittel auch finanziell auf soliden Beinen. Zudem gelingt es regelmäßig, Schüler für eine Vereinsmitgliedschaft zu begeistern. „Diese Kooperation“, brachte es Laudator Lorz auf den Punkt, „kennt nur Gewinner.“

 

Zweiter Platz: DTV „Die Kängurus“ (Sportkreis Wetterau)

Seit Jahren ist der DTV „Die Kängurus“ aus Ranstadt Stützpunktverein des Bundesprogramms „Integration durch Sport“. Dessen Motto „Sport für alle Kinder“ nimmt der Verein dabei wörtlich: Um auch Kinder mit Behinderung in den Vereinsalltag zu integrieren, sind die „Kängurus“ 2013 eine Kooperation mit der Johann-Peter-Schäfer-Schule, einer Blindenschule in Friedberg, eingegangen.

„Die Jury und auch mich überzeugte vor allem der inklusive Gedanke der Kooperation: Die sehbehinderten Schüler trainieren gemeinsam mit Kindern aus dem Verein. Um Berührungsängste abzubauen, werden im Vorfeld gemeinsame Aufwärm- und Geschicklichkeitsspiele durchgeführt“, erläuterte Prof. Dr. Heinz Zielinski in seiner Laudatio. Es  gehe darum, Spaß an der Bewegung zu vermitteln und sehbehinderten Kindern eine Erfahrung zu ermöglichen, die sie anders wohl nie hätten machen können.

Neben regelmäßigen Workshop zum Thema Trampolin- und Rhönradturnen an der Johann-Peter-Schäfer-Schule werden die sehbehinderten Schüler in das reguläre Vereinstraining eingebunden. Ebenso als vorbildlich bezeichnete die Jury die Gegenbesuche der Vereinskinder in der Schule, etwa zur gemeinsamen Nutzung des schuleigenen Schwimmbades oder um die Sehbehindertensportart Goalball auszuprobieren. Daneben gibt es gesellige Aktivitäten wie gemeinsames Kegeln. „Inklusion bedeutet in erster Linie, dass Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Hintergründen sich vermischen. Bei dieser Kooperation gelingt das in vorbildlicher Weise. Die Kängurus sind ein kleiner Verein, der viel bewegt“, lobte Zielinski. Allen beteiligten Ehrenamtlichen sprach er seinen großen Dank aus: „Sie haben es geschafft, alle finanziellen und logistischen Hürden zu überwinden, die eine so spezielle Kooperation mit sich bringt.“ 

 

Dritter Platz: TV 1890 Breckenheim (Sportkreis Wiesbaden)

„Eine so starke Verbindung zwischen einer Schule und einem Verein gibt es deutschlandweit wohl selten.“ Das betonte Kultusminister Lorz bei der der Auszeichnung des TV Breckenheim als dritten Sieger. Bereits 1973 ist der Verein eine Kooperation mit der örtlichen Grundschule eingegangen. „Nach 45 Jahren ist sie gelebte Normalität. Eine Normalität, die noch immer vorbildhaft ist“, so der Laudator. Wichtigstes Instrument ist dabei eine kostenlose Mitgliedschaft aller Grundschüler im Verein, die über die Erwachsenenbeiträge finanziert wird.

Auch sozial benachteiligte Kinder erhalten so Zugang zum Verein und erleben Gemeinschaft. Schließlich können sich alle Kinder in verschiedenen Sportarten ausprobieren. Qualifizierte Übungsleiter, die zum Teil auch Lehrer sind, tragen zur guten Zusammenarbeit zwischen Schule und Verein bei. Bereits 1977 gab es in Breckenheim einen Zivildienstleistenden im Sport, seit einigen Jahren unterstützen nun zwei FSJ’ler die Kooperation: Sie helfen vormittags im Sportunterricht der Grundschule sowie der Kindertagesstätte, nachmittags bei den Vereinsangeboten.

Für eine ganzheitliche Betreuung gründete der TV Breckenheim 2004 seine Kinderakademie mit Besuchen in Museen und wissenschaftlichen Instituten sowie Kunstkursen. 2006 folgte das KinderBildungsZentrum „KiBiz“ in einer Wohnung nahe der Schule, wo eine Kinderbibliothek und PC-Plätze zur Verfügung stehen. Seit 1983 werden in den Sommerferien Ferienspiele sowie ein Malwettbewerb veranstaltet, der Verein unterstützt zudem die Bundesjugendspiele und stellt Schulsportpreise zur Verfügung. Schule und Verein richten als „Team Breckenheim“ Grundschulwettkämpfe in verschiedenen Disziplinen aus. „Dass sich die beiden Partner tatsächlich als eine Einheit betrachten, zeigt sich aber ganz plastisch an einer Sache: bei externen Sportveranstaltungen starten die Schulmannschaften in Trikots ,Schule + Verein Breckenheim‘“, zeigte sich Laudator Lorz begeistert. 

 

 

Vierter Platz: TgV 1859 Schotten (Sportkreis Vogelsberg)

Als „Kooperation mit Tradition“ bezeichnete Laudator Prof. Dr. Heinz Zielinski die Zusammenarbeit zwischen dem TGV 1859 Schotten und der Vogelsbergschule Schotten. Die Verzahnung mit der kooperativen Gesamtschule (Klasse 5 bis 10) besteht bereits seit Mitte der 60er Jahre und wurde kontinuierlich ausgebaut. Wichtige Voraussetzungen dafür wurden beim Bau einer neuen Sporthalle geschaffen, die nach den gemeinsamen Ideen von Verein und Schule eingerichtet wurde. „Ob Sportgeräte, Kraftraum oder Veranstaltungsmaterialien – vieles davon wird von beiden Partnern benötigt und in Schotten deshalb auch gemeinschaftlich genutzt“, erläuterte Zielinski. Enge persönliche Verflechtungen halfen zusätzlich, die Zusammenarbeit zu intensivieren.

Einmalig unter den Preisträgern ist die Verbindung von Breiten- und Leistungssport innerhalb der Kooperation: In den 80er Jahren wurde der Schwerpunkt auf die Talentsuche und Talentförderung im Skilanglauf gelegt. In den Sommermonaten erweiterten als Vorbereitung darauf die Ausdauersportarten Mountainbiken und Laufen das gemeinsame Angebot. Heute gibt es Talentaufbau- und Talentfördergruppen, für die auch die Schlossbergschule Ulrichstein und die Grundschule Schotten einbezogen werden. Es gibt eine Lehrer-Trainer-Stelle an der Vogelsbergschule, und die Anbindung an das Leistungszentrum Willingen ist erfolgt.

„Wie immer gilt aber der Spruch: Ohne Breite keine Spitze. Ich finde es deshalb toll, dass die Kooperation heute auch auf breitensportliche Angebote setzt und eine inhaltliche Rückkopplung zwischen Schule und Verein stattfindet“, sagte Zielinski. Beispielsweise wurde aufgrund des regen Interesses an der Mountainbike-AG der Schule die Sportart auch in den Verein integriert. Inzwischen können beide Partner nicht nur auf Erfolge bei Wettbewerben, sondern auch auf eine breite Basis in diesem Bereich blicken.

 

Fünfter Platz: Basketballclub Marburg (Sportkreis Marburg-Biedenkopf)

Mit Basketball-AGs Werte vermitteln und gleichzeitig die Fitness von Kindern und Jugendlichen erhöhen – diese Ziele stehen hinter den Kooperationen, die der BC Marburg mit zahlreichen Schulen der Stadt eingegangen ist. Ausgezeichnet wurde er insbesondere für seine Kooperation mit der Mosaikschule, die seit 2016 besteht. „Fairness, Regeln einhalten, Achtung vor seinen Mitmenschen haben – das alles kann beim Sport und fürs Leben gelernt werden. Der BC Marburg legt darauf in seinen Kooperationen besonderen Wert“, betonte Kultusminister Lorz bei der Preisverleihung den Bildungsaspekt der Zusammenarbeit.

Dass dieses soziale Lernen auch Kindern mit Behinderung ermöglicht wird, betrachtete die Jury als preiswürdig. Schon 2009 hatte der Verein begonnen, einer Gruppe von Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen im Alter von 13 bis 45 Jahren die Sportart Basketball näherzubringen. In Kooperation mit den Förderschulen wurde ein Basketball-Camp für Mädchen mit und ohne Handicap initiiert. Inzwischen gibt es sogar ein eigenes Basketball Mädchen-Handicap-Team. Trainiert werden die Handicap-Teams von erfahrenen Trainern und Bundesliga-Spielerinnen. „Der Verein zeigt damit, dass er dieses Thema sehr ernst nimmt – und zwar über alle Ebenen hinweg“, betonte Lorz. Das zeigt Erfolge: Das Basketball-Handicap-Team hat bei den nationalen Special-Olympics Silber und Bronze erkämpft, außerdem wurden die Spieler auch in ihrer Persönlichkeit gestärkt.

Lob von der Jury gab es auch für die starke Einbindung der Teilnehmer in die Gestaltung der Schul-Arbeitsgemeinschaften sowie für die enge Abstimmung zwischen Sportlehrern, Schulleitung und Trainern hinsichtlich der Trainingsinhalte und pädagogischen Konzepte. „Es herrscht gegenseitig Wertschätzung. Beide Partner ziehen an einem Strang, um Kinder für Breitensport zu begeistern“, sagte der Laudator abschließend.

 

Bilder der Preisträger stehen hier zum Download bereit.

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