- Wie kann das funktionieren?

Sport und Natur

- Wie kann das funktionieren?

Bedingt durch die Corona-Pandemie und den damit verbundenen Restriktionen suchen immer mehr Sportler*innen Möglichkeiten Sport weiterhin zu betreiben. Angesichts geschlossener Schwimmbäder und Sportvereine sowie dem nicht stattfindenden Schulsport keine einfache Sache – oder?
Digitale Bewegungsangebote haben zwar zugenommen, ersetzen jedoch nicht den Lauf auf der grünen Wiese. Und immer mehr Menschen begreifen die Landschaft und den öffentlichen Raum als Sport- und Bewegungsfläche. Daher raus aus den vier Wänden und Sport im Freien, in der frischen Natur, betreiben. Nicht nur die aktuelle Pandemie hat den Wert von Freiräumen in den Focus gerückt. Der Mensch, besonders Kinder, Jugendliche und Ältere, benötigen zum Wohlbefinden und gesundem Leben geeignete, benutzbare Freiräume. Hier sollte das Verhältnis von Mensch zur Natur respektvoll, sorgsam und nachhaltig sein. 

Kontext
Neben dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) in dem die Ziele und Grundsätze für Naturschutz und Landschaftspflege verankert sind, ist auch das europäische Naturschutzprogramm „Natura 2000“ bei Sport im Freien zu berücksichtigen. Betretungsrechte, Wegebeziehungen, besondere Schutzgegenstände, landschaftliche Interessen, die Erholungsvorsorge usw.

Konflikte   
Nicht verschwiegen werden sollte, dass auch Sportarten mit Konfliktpotentialen behaftet sein können. Man denke nur an Paddeln, Klettersport, Downhill- und Querfeldeinstrecken, Sport außerhalb von etablierten Wegen, Mountainbiking, Motorsport und Lärmverursachung außerhalb gewidmeter Straßen. 
Besondere Restriktionen aufgrund ökologischer Empfindlichkeit von Lebensräumen, Artenschutzbestimmungen und Störungen, Schutzgebiete bspw. Nationalparke, Wildnis Gebiete, herausragende Kulturlandschaften sind daher von den Sporttreibenden zu beachten und zu respektieren. 

Konfliktlösung
Alle Beteiligten wie Naturschutz- und Sportverbände, Eigentümer, Nutzer und Interessensvertreter sollten sich daher rechtzeitig und regelmäßig austauschen und gemeinsame Lösungswege im Sinne aller Zielgruppen finden. Ein hehres Ziel, das von der Flexibilität und dem Aufeinander zugehen der Protagonisten abhängig ist.
Unabdingbar jedoch, wenn sich die Beteiligten der Bedeutung des Themenbereiches Nachhaltigkeit bewusst sind. Die Nutzung der natürlichen Ressourcen, Aufklärung und Sorgsamkeit im Verhalten in freier Natur und Ansprüche zur Gesundheitsvorsorge sollten das Ziel sein und im gemeinsamen Kontext stattfinden.

Gelungenes Beispiel einer MTB-Trail-Strecke im sensiblen Bereich
Als gelungenes Beispiel möchten wir die Mountainbike-Trails im Schutzgebiet – Entmischungsplan Dünsberg, der Gemeinde Biebertal (Hessen), vorstellen. 

Auf dem Ursprung einer befestigten keltischen Siedlung (Oppida) befindet sich auf dem 498 m hohen Dünsberg ein bei Wanderern und Radfahrern beliebtes Ausflugsziel. Eine vorher ungeregelte Nutzung von Waldflächen und schmalen Pfaden als MTB-Strecke sollte in eine geregelte Nutzung übergehen. 

Der Träger des Projektes die Gemeinde Biebertal und die Waldeigentümer das Land Hessen sowie die Kommune erarbeiteten mit dem Forstamt Wettenberg und dem Verein AMC Rodheim-Bieber e.V. ein Wegekonzept im Schutzgebiet. Von zentraler Bedeutung war die Entwicklung der Linienführung durch das Forstamt, die Abstimmung mit den Eigentümern sowie die Koordinierung des Konzeptes mit den dafür zuständigen Behörden. Für den Entmischungsplan nach § 16 Hess. Waldgesetz (HWaldG) veranschlagte man einen Zeitplan von zwei Jahren, die Finanzierungsplanung erfolgte durch die Projektträger. Die Eröffnung der Einrichtung erfolgte im Oktober 2020. Orientierungstafeln sowie Markierungen der Trails plus Gebots- und Verbotsschilder wurden erstellt und unter Beteiligung des Vereins aufgestellt. 

„Wichtig war den Planern, dass Rücksicht auf die Natur- und Kulturgüter genommen wird. Da nach dem HWaldG Radfahren nur auf dafür vom Waldbesitzer angelegten Wegen erfolgen darf, wurden diese entsprechend markiert und so gelegt, dass die Ringwälle nicht überfahren und nur vorhandene historische Tore durchfahren werden. Tiefe Fahrspuren in den geschützten Bereichen und an den Ringwallanlagen sollen dadurch vermieden werden“, so Heinz-Jürgen Schmoll vom Forstamt Wettenberg.

Daneben war auch zu berücksichtigen, dass die Waldflächen in großen Bereichen auch weiterhin durch den Landesbetrieb HessenForst bewirtschaftet werden und dort auch nachhaltig Holz erzeugt wird. Die Waldbesucher müssen mit den allgemeinen Gefahren im Wald überall rechnen, da eine erhöhte Verkehrssicherung von den Waldbesitzern nicht übernommen werden kann. Daher wurden an den Parkplätzen auch Hinweise zum sicheren Verhalten im Wald gegeben und zur Rücksichtnahme aufgefordert. 

Zusätzlich wurden die Trails in einen ebenfalls markierten Rad-Rundweg eingebunden und an zwei Parkplätze angeschlossen. 

Dünsberg Mountainbike Marathon
Wie gut die Trails angenommen werden, zeigte sich beim Mountainbike Marathon 2020 des AMC Rodheim-Bieber im Lahn-Dill Bergland. Über 600 Teilnehmer*innen kamen und stellten sich dem sportlichen Wettbewerb auf dem Druiden-, Fuchs- und Keltentrail. Die Streckenführung ging durch die heimischen Wälder und über den Dünsberg, des Weiteren wurden alle sieben Biebertaler Ortsteile angefahren. Positiver Nebeneffekt, der Verein konnte wieder das Projekt "Tour der Hoffnung" im Kampf gegen Krebs finanziell unterstützen.  

Fazit
Gegenseitige Rücksichtnahme und ein gutes Zusammenwirken mit Verbänden, Waldeigentümern und der Forstbehörde haben dazu beigetragen, dieses Projekt umzusetzen. Die Zukunft wird zeigen, ob der Schutz von Natur- und Kulturdenkmal gelingt und auch Wandern und Radfahren störungsfrei möglich ist. 

Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.hessen-forst.de/radfahren-mountainbiking/ oder zu Naturschutz und Klimaanpassung unter https://www.sportinfra.de/de/programm_2020/session/48/ 

Text: Michael Willig
 

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